Besonders die Vertreter der älteren Generationen reagieren häufig geschockt, wenn sich junge Eltern dafür entscheiden, ihre Kinder mit Stoffwindeln zu wickeln. „Seid doch froh, über die Möglichkeiten der Wegwerfwindeln!“ oder „Was ihr euch an Wäsche und Arbeit spart, wenn ihr Wegwerfwindeln benutzen würdet...“, sind häufige Einwände, die daher rühren, dass es vor einigen Jahrzehnten noch keine Wahl gab, ob man Wegwerfwindeln lieber als Stoffwindeln benutzen möchte. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich das Wickeln durch die Erfindung der Plastikwindel durchaus vereinfacht hat. Dass es mittlerweile gut durchdachte Wickelsysteme aus Stoff gibt, die den Aufwand im Vergleich zu einer herkömmlichen Windel nur minimal erhöhen, ist Vielen nicht bekannt.
All-in-Ones und die Ähnlichkeit zur Wegwerfwindel
Mittlerweile sind zahlreiche Stoffwindelmarken auf dem Markt vertreten, die unter anderem sogenannte All-in-Ones verkaufen. Der Name leitet sich von der Tatsache ab, dass Stoffwindeln dieser Art alle nötigen Komponenten einer vollständigen Windel bereits enthalten. All-in-Ones zeichnen sich in den meisten Fällen aus einer PU-Laminat-Schicht am außen vernähten Gewebe aus, welches meistens aus Polyester besteht. Durch einfache oder doppelte Beinbündchen dichtet dieser beschichtete Stoff rundherum ab und bleibt dabei weiterhin atmungsaktiv. Zusätzlich bietet die All-in-One meist mehrere innere Stoffschichten, die aus unterschiedlichen saugenden Materialien bestehen können und fest mit der dichten Stoffschicht vernäht sind. Auf diese Weise sind solche Windeln in der Praxis wie Wegwerfwindeln zu benutzen. Muss das Kind gewickelt werden, zieht man die volle Windel aus und legt eine frische an. Fertig. Der einzige Unterschied besteht darin, dass eine All-in-One anstatt in den Abfalleimer nun in die Waschmaschine wandert und nach dem Trocknen erneut zur Verfügung steht.
Aufbau einer Stoffwindel
Grundsätzlich bestehen Stoffwindeln aus einer saugenden und einer wasserdichten Schicht. Was bei All-in-Ones bereits bei der Produktion durch fixe Nähte miteinander verbunden wird, kann auch getrennt gekauft werden. Geübte Stoffwindeleltern können die Trocknungszeiten ihrer Stoffwindeln optimieren, indem sie sich Überhosen besorgen, die noch keine saugenden Komponenten enthalten, sondern ausschließlich abdichten. Diese Überhosen können mit unterschiedlichen Saugelementen gefüllt werden. Die Auswahl geht von einfachen Mullwindeln, über sogenannte Prefolds bis hin zu speziell gefertigten Einlagen für Stoffwindeln. Für die Nacht sind außerdem sogenannte Höschenwindeln auf dem Markt, die optisch bereits einer Windel mit Klettverschluss oder Druckknöpfen ähneln, aber zur Gänze aus saugendem Material besteht. Auch hier muss zusätzlich eine abdichtende Überhose darüber angezogen werden.
Warum Stoffwindeln?
Die Gründe, weshalb sich Eltern heutzutage wieder vermehrt für Stoffwindeln entscheiden, sind vielfältig und beschränken sich nicht nur auf die Zero-Waste-Fraktion oder eine kleine Gruppe an Öko-Eltern. Viele Paare, die es finanziell eng haben, was gerade in der Situation mit einem neuen Erdenbürger und etwaigen Einbußen durch Elternzeiten leicht passieren kann, steigen auf Stoffwindeln um, da man, auf die gesamte Wickelzeit gesehen, auf diese Weise beachtliche Summen an Geld einsparen kann. Immer wieder kommt es allerdings vor, dass Kinder schlichtweg unter Hautproblemen leiden, besonders im Windelbereich. In solchen Fällen hilft es manchmal, auf eine andere Windelmarke umzusteigen, die der Haut des Säuglings zuträglicher ist. Bei Kindern mit sehr empfindlicher Haut lässt sich das Problem allerdings auch gerade mit Stoffwindeln lösen.
So haben unsere Omas durchaus recht, wenn sie uns daran erinnern, uns glücklich zu schätzen, dass wir heutzutage die Wahl haben, womit wir unsere Kinder wickeln möchten. Je nach Situation, Umstand und individuellem Bedürfnis des einzelnen Kindes und seiner Eltern, sind eben nicht dieselben Windeln für jeden die besten.